2. Die Jugend von Petra
Die heranwachsende Petra verspürte keinen Mangel an Freunden. Ihre gemeinsame Beschäftigung umfasste eine Menge von Spielen, und da die Kinder in Stöðvarfjörður von Spielzeugen in dem Sinne, in dem wir sie heutzutage kennen, nur wenig hatten, übrigens wie auch andere isländische Kinder während der Großen Depression, sollten kreativ sein, indem sie ihre Fantasie eingesetzt haben. Auf dieser Weise war die Natur mit ihren wunderbaren „Speisachen“ der größte und am besten zugängliche Spielplatz für die isländischen Kinder dieser Jahre.
In den Bächen von Stöðvarfjörður waren viele Forellen. Die Kinder haben die Fische mit Hilfe der von Vätern ausgestellten Stangen, Seilen und Haken gefangen, die sie nachher in die Eimer gelegt haben. Den ganzen Tagesfang brachten sie in die dafür von den Kindern ausgegrabenen Teiche. Sie haben die Fische mit den gefundenen Würmen und Insekten gefüttert und später haben sie versucht, sie ihnen verschiedene Tricks beizubringen. Der traditionelle Zeitvertreib zu Hause hieß Stricken und Nähen. Petra hat sich oft erinnert, wie sie mit ihren Freundinnen stundenlang plaudernd und ihre Lieblingslieder singend mit Handarbeiten verbracht hat. Die meisten Kinderspiele wurden auf der Straße gespielt, und im Winter wurden die Hügel rund um das Dorf zu einem wunderbarem Ort zum Schlitten fahren, Schi und Schlittschuh laufen, sowie sonstige Vergnügungen.
Den größten Teil ihrer Ausbildung hat Petra von ihren Eltern und dem Lehrer bekommen, der sie zu Hause unterrichtete. Eine Schule, als solche, wurde in Stöðvarfjörður erst im Jahr 1933 eröffnet, als Petra schon elf Jahre alt war. Trotzdem gefiel Petra zu lernen und sie war eine Musterschülerin. Abgesehen davon, dass Petra Mathematik, Islandistik, Naturkünde usw. geliebt hat, war ihr Lieblingsfach Sport. Ihre Vorliebe hat sie dem Handball gegeben, im Nachhinein hat sie auf dem Handballplatz mehrere Siege erzielt.
Als Petra ins Jugendalter kam, wurden die Abendversammlung, die Petra und ihre Freunde veranstaltete, zu den wichtigsten Unterhaltungen. Zu dieser Zeit wohnten in Stöðvarfjörður nur achtzig Menschen, deswegen nahmen an diesen Versammlungen junge Leute verschiedenen Alters teil. Einige von diesen Jugendlichen waren schon ziemlich erwachsen, um Gedichte, Theaterstücke und Erzählungen über das Leben in Fjorden zu schreiben. Von Zeit zu Zeit haben sie die gewagtesten Aufgaben, wie Aufführung von klassischen, isländischen Theaterstücken, angepackt. Man hat sich in kleinen Gruppen getroffen. Petra und ihre Freunde die narrative Tradition unterstützt. Im Winter haben sie einander Geistergeschichten und der Weg nach Hause über das in der nächtlichen Dunkelheit versunkene Dorf schien Petra unendlich zu sein. Jón Ingimundarson, der zukünftige Petras Ehemann, ist mit vierzehn Jahren nach Stöðvarfjörður umgezogen. Bald wurde Nenni, wie man ihn genannt hat, und Petra gute Freunde und später haben sie sich verliebt. Petra hat nie auf große Glocke gehängt, wie dieses Gefühl zu ihnen kam. „Wir wurden einfach aufmerksamer auf einander so, wie das die Kinder sind“, - das ist alles, was sie darüber gesagt hat.